Beiderseits der Oder

Ausgangspunkt für die Ausstellung war die Zusammenarbeit der Kurator*innen des HBPG, Thomas Wernicke und Julia Bork, mit Studierenden unter der Leitung von Prof. Kerstin Laube. Bei einer gemeinsamen Recherchereise im Frühjahr 2018 in die Oderregion hat das Ausstellungsteam umfangreiches Interview- und Bildmaterial zusammengetragen. 

Verschiedene Stationen wie „Vertreibung und Zerstörung“, „Neubeginn und Wiederaufbau“, „Zusammenfinden und Verständigung über Grenzen hinweg“ geben Einblick in die Entwicklungen auf polnischer wie deutscher Seite. Nicht Exponate oder Schautafeln sondern Audio-, Bild- und Videosequenzen begleiten die Besucher*innen auf ihrer Reise und bieten einen assoziativen Zugang zu den geschichtlichen Ereignissen. Auch wenn sich die Ursachen unterscheiden, die Situation beiderseits der Oder ähnelte sich: Die Besucher*innen sehen Menschen auf der Flucht, zerstörte Städte und Dörfer, und sie erhalten Einblick in den Neubeginn von Landwirtschaft, Industrie und Privatleben. Fotos und Filmausschnitte, aktuelle Interviews und persönliche Erzählungen von Zeitzeugen und Nachgeborenen aus der Region werden verwoben mit privatem Bildmaterial, das in erster Linie Familiengeschichten erzählt, sowie mit offiziellen Aufnahmen, die immer auch Dokumente politischer Propaganda darstellen. Das Ergebnis ist eine Raumdramaturgie, die alle Sinne anspricht und den kollektiven Schock von Flucht, Vertreibung und erzwungenem Neubeginn nachvollziehbar macht.