Karola Lüttringhaus ist Choreografin, Designerin, Künstlerin sowie freie Bühnen- und Kostümbildnerin und hat 2011-13 in unserem Masterstudiengang Bühnenbild_Szenischer Raum studiert. Sie ist Gründerin der Alban Elved Dance Company und des Saurus Festivals. Karola arbeitet, lebt und lehrt hauptsächlich in den USA und in Berlin. Aktuell ist sie PhD-Studentin im Studiengang Performance Studies an der UC Davis University of California.
Du hast bereits vorher als Choreografn gearbeitet – mit welcher Erwartung hast du das Studium begonnen? Haben sich deine Ziele während des Studiums geändert?
Ich arbeite seit vielen Jahren als Choreografn, Designerin und Regisseurin, hauptsächlich in den USA. Vom Studium an der TU habe ich mir einen Einblick in eine deutsche Perspektive zum Bühnenbild und Kostümdesign erhofft. Ich war ganz begeistert vom Level der Diskussionen in den Seminaren und den professionellen Möglichkeiten während des Studiums. Meine Ziele haben sich während des Studiums nicht geändert, obwohl ich gehofft hatte, mehr bleibende Verbindungen zu deutschen Theatern aufbauen zu können und eventuell wieder in Deutschland zu arbeiten. Aber sowas ist schwierig von der anderen Seite des Teichs aus.
Welche Schwerpunkte hast du in deinem Studium gelegt? Lag dein Interesse eher im Bühnenbild oder im szenischen Raum? Wie hat sich dein Interesse entwickelt, vertieft?
Ich bin einfach ein Theatermensch. Obwohl szenischer Raum wahnsinnig spannend ist, komme ich immer wieder auf das Theater zurück. Ich ‚denke‘ Theater. Ich arbeite auch oft an Installationen, die haben so eine Hybridstellung zwischen Ausstellung und Bühne.
Was war das Besondere am Studium an der TU Berlin ?
Was mir am Studium besonders gefallen hat, waren die inspirierenden und intellektuellen Gespräche mit Dozenten und Kollegen, so wie das hohe Niveau der Kursinhalte und die Vielfalt an Persönlichkeiten. Was das Programm und jeden Studenten im Fachbereich Bühnenbild_Szenischer Raum immens bereichert ist die Tatsache, dass jeder Dozent aktiv arbeitender Künstler oder Designer ist. Man spürt, dass sie mittendrin stecken und ein professionelles, praxisorientiertes and konkretes Arbeiten vermitteln können.
Was hat es bedeutet, neben dem Studium in einer kulturellen Metropole wie Berlin zu leben?
Ich bin ja Berlinerin, von daher war es zuallererst mal schön in meiner Heimatstadt studieren zu können. In Berlin gibt es ja alles, von Materialien fürs Studium, über gutes Essen und super Nachtleben, hin zu professionellen berufichen und künstlerischen Möglichkeiten. Besser geht’s nicht.
Welche Erinnerungen verbindest du mit dem Studiengang TU Bühnenbild_Szenischer Raum? Was hat dich besonders geprägt während des Studiums für dein späteres Berufsleben und deine Tätigkeit?
Ich hatte die Möglichkeit an den Landesbühnen Sachsen nicht nur ein Bühnenbild und Kostüme zu entwerfen, sondern auch dazu ein ganzes Tanztheaterstück zu schreiben und selber zu inszenieren. Das war eine super Erfahrung und die Schauspieler und das gesamte Team am Theater waren einfach wunderbar.
Du bist künstlerische Leiterin der Alban Elved Dance Company, was macht ihr genau?
Das ist gar nicht so einfach zu beschreiben. Wir machen ganz viele Sachen: ich choreografere, tanze, entwerfe Bühnenbilder, mache Film, Kostüme, Projektionen und Sound Scores. Als Kompanie schaffen wir Originalstücke und inszenieren manchmal auch Werke anderer Künstler. Und wir führen sie da auf, wo wir eingeladen werden, meistens in den USA. Wir organisieren auch ein Festival (www.sarusfestival.org) und andere Eventreihen und unterrichten gelegentlich. Ich arbeite auch freiberufich als Choreografin und als Bühnen- und Kostümbildnerin.
Wie sehen deine Arbeitsfelder aus? Mit welchen Partnern, an welchen Orten arbeitest du?
Ich unterrichte am Salem College in Movement Science. Momentan lebe ich in Kalifornien, wo ich an der UC Davis meinen PhD in Performance Studies verfolge. Das ist eine sehr interdisziplinäre Angelegenheit und ich arbeite dort nach wie vor auch weiter in allen Bereichen. Alles in allem haben meine Kompanie und viele Partner, die es uns ermöglichen, unsere Arbeiten zu verwirklichen. Das letzte große Projekt war ‚The Light of the Water‘, ein Stück welches von der University of North Carolina Wilmington in Auftrag gegeben wurde. Andere Partner sind weitere amerikanische Universitäten, Colleges und High Schools, sowie Museen und natürlich andere Künstler aus den verschiedensten Bereichen. Ich bin aber immer offen für Ideen und neue Möglichkeiten.
Ist dein Berufsalltag gut mit deinem Privatleben vereinbar?
Ich liebe meinen Job und das Berufsleben ist nicht wirklich trennbar von meinem Privatleben – besonders jetzt, wo ich wieder als PhD-Studentin an einer Hochschule bin.
Was gefällt dir besonders an deinem Beruf?
Mein Beruf erlaubt es mir kreativ tätig zu sein und intellektuellen Prozessen Verkörperungen zu geben. Ich liebe es, Konzepte zu entwerfen, dramaturgisch tätig zu sein und dann meine Vorstellungen in die Wirklichkeit umzusetzen. Das ist und bleibt einfach ein irres Gefühl wenn Ideen Form annehmen.
Einmal zurückgeschaut: was bedeutet das Studium an der TU für dich heute? Wie prägend war die TU-Zeit für deine heutige Arbeit?
Ich würde sagen, dass ich immer noch davon zehre. Das hat richtig gut getan und ich vermisse es. Das Studium an der TU hat mich in meiner bestehenden Arbeit bekräftigt, mir ausserdem neue Methoden vermittelt und neue Arbeitsbereiche erschlossen.
Welche Tipps würdest du jemandem geben, der frei künstlerisch tätig sein möchte?
Ich würde dem/derjenigen raten, da zu wohnen, wo er/sie arbeiten will und sich den Menschen zugänglich zu machen, präsent zu sein, offen zu sein. Natürlich braucht man auch eine Webseite und ständiges Schaffen ist und bleibt wichtig. Außerdem: Connections, connections, connections!