Janina Sieber ist freie Bühnen- und Kostümbildnerin und Architektin. Sie hat 2016-18 in unserem Master studiert. Anschließend, als Ausstattungsassistentin an den Münchner Kammerspielen, entstanden auch einige eigene Arbeiten, wie Bühnenbilder für „Werther’s Quest for Love“ und „Nirvanas Last“ und Räume für die queere Partyreihe „WUSS 3000“ und den neuen “Habibi Kiosk” der Münchner Kammerspiele in der Maximilianstraße, ein postmigrantischer Mehrzweckladen zur Kultivierung radikaler Allianzen. Sie ist Gründungsmitglied des Münchner Architektur- und Urbanistikkollektivs PointOfNoReturn, das alternative Visionen für eine lebendigere Stadt in temporären Strukturen entwickelt und in proaktiven Performances mündet.
Hattest du zu Beginn deines Studiums am Studiengang Bühnenbild_Szenischer Raum schon dein jetziges Berufsbild vor Augen?
Tatsächlich hat sich vieles, was ich mir vorgestellt hatte, ergeben. Die Kombination aus relativ klassischen Theaterprojekten, die an ein Theater angebunden sind und den komplett selbst erdachten freien Projekten hätte ich mir nicht besser vorstellen können. Dabei ist es schön zu sehen, dass mein Beginn als Architektin noch immer Teil meiner Arbeit ist, und meinen Blick auf das Theater beeinflusst. Was ich während des Masters nicht gedacht hätte ist, dass ich inzwischen, neben den Räumen, leidenschaftlich Kostümbilder mache. Das intuitive Arbeiten und die noch größeren Möglichkeiten zu schnellen Veränderungen bereiten mir große Freude und erweitern die Möglichkeiten der Inszenierung um so vieles.
Was gefällt dir besonders an deinem Beruf?
Ich finde es wahnsinnig faszinierend wie man, in einem häufig auch neu zusammengewürfelten Team, innerhalb weniger Wochen ganze Universen baut. Ich habe mich schon immer für Uto- und Dystopien interessiert und mir macht es großen Spaß neue zu entwerfen. Das schöne am Theater ist aber auch, dass man jedes noch so kleine Moment wahnsinnig groß und spannend machen kann um so für die kleinen Alltäglichkeiten begeistern zu können
Welche Erinnerungen verbindest du mit dem Studiengang TU BBSR? Was war das Besondere an deinem Masterstudium?
Da ein Jahrgang aus nur knapp 20 Leuten besteht, lernt man sich sehr schnell kennen und wächst zusammen. Ich habe die Zeit in dem großen Studio, das gemeinsame Kochen in der Gemeinschaftsküche und die Kneipentouren durch den Wedding sehr genossen. Auch hat sich das Arbeiten an dem vom Rest der TU losgelösten Ort wie eine Enklave angefühlt, was befreiend war.
Einmal zurückgeschaut: was bedeutet das Studium an der TU für dich heute? Wie prägend war die TU-Zeit für deine heutige Arbeit?
Das Studium an der TU Berlin hat mich ans Theater gebracht. Ich hatte mich relativ spontan dazu entschieden die klassische Architektur etwas ruhen zu lassen um sich performativeren Formaten, zum Beispiel im Stadtraum, zu widmen. Meine Leidenschaft für das Theater war zwar schon immer sehr groß, doch bin ich in diese bezaubernde Welt erst richtig durch den Master und seine praxisnahe Lehre eingetaucht. Ich hatte noch eine Weile überlegt mit dem Neugewonnenen zurück zur Architektur zu gehen, doch hat mich das Studium letztlich dazu überredet hauptberuflich beim Theater zu bleiben.
Was hat es bedeutet, neben dem Studium in einer kulturellen Metropole wie Berlin zu leben?
Durch Berlins viele Theater und das große kulturelle Angebot war es möglich super schnell, sehr viel Theater zu gucken und sich dadurch ein breites Spektrum der Kunst zu erschließen, auch davon habe ich wahnsinnig viel gelernt und fand es sehr bereichernd.